Lennart Bräuer über seinen Schritt auf den ersten Arbeitsmarkt

29.04.2024

Lennart Bräuer berichtet über seinen Weg von der Werkstatt zu einem Job bei AfB.

Ein blonder Mann mit Brille steht lächelnd an einer Werkbank mit Tastatur und PC.

Lennart freut sich über die Herausforderungen und den Austausch mit Kolleg:innen bei AfB.

Seit wann arbeitest du bei AfB und was machst du genau?

Seit dem 1. März 2024 arbeite ich fest bei AfB in der Abteilung für Datenlöschung. Ich kümmere mich um verschiedene Arten von Computern, zum Beispiel herkömmliche PCs, All-in-One-Geräte und Apple Monitore.

Bevor ich die Daten auf den Computern lösche, prüfe ich sie gründlich. Ich suche nach Kratzern oder Beschädigungen und stelle sicher, dass alle Teile gut funktionieren. Wenn Teile fehlen, schreibe ich das genau auf.

Um die Daten auf den Computern zu löschen, benutze ich spezielle Techniken. Dazu gehört das Entfernen von Passwörtern und das Anpassen von Einstellungen im BIOS. Danach verwende ich eine spezielle Löschsoftware namens Blancco, um die Daten endgültig zu löschen. Das ist wichtig, weil wir die Geräte nur weiterverkaufen können, wenn keine früheren Daten mehr drauf sind.


Was hast du davor gemacht?

Ich habe schon in vielen Schulen und Betrieben gelernt. Ich habe Praktika gemacht, zum Beispiel in einer Autowerkstatt und einer Firma, die Maschinen baut. Außerdem habe ich bei sozialen Projekten mitgemacht, zum Beispiel bei „Soziales Parken: Inklusive und saubere Tiefgaragen!", im Seniorenheim und im Grün-Team.

Nach der Corona-Pandemie habe ich in einer Werkstatt der Hagsfelder Werkstätten angefangen. Dort habe ich erst Wunderkerzen verpackt, dann etwas zusammengebaut und schließlich mit einer Stempelmaschine das Haltbarkeitsdatum auf Kuchendosen gestempelt.

 

Wie kamst du dann zu AfB?

In der Werkstatt habe ich gesagt, dass ich einen anderen Job ausprobieren will und dass ich einen Jobcoach brauche. Die Arbeit am PC hat mir von allen Praktika am meisten Spaß gemacht, da ich auch zu Hause gerne mit dem Laptop im Internet surfe.

So kam es, dass ich im März 2023 mit einem Praktikum bei AfB angefangen habe. Zuerst arbeitete ich in der Detailerfassungsabteilung. Aber das hat mit meiner Behinderung wegen der Feinmotorik nicht so gut geklappt.

Nach Gesprächen mit dem Teamleiter, dem Betriebssozialarbeiter und meinem Jobcoach haben wir beschlossen, dass ich die PC-Datenlöschung ausprobieren sollte, was ich interessanter fand. Seit April 2023 arbeite ich in diesem Bereich. Nach einem Jahr Praktikum bei AfB bin ich jetzt fest angestellt.

 

Was ist für dich der Unterschied zwischen Arbeiten in einer Werkstatt und Arbeiten auf dem ersten Arbeitsmarkt?

In der Werkstatt fühlte ich mich unterfordert, während AfB für mich genau richtig ist. Ich bemerke, dass ich hier mehr in Bewegung bin und öfter stolpere, im Gegensatz zur Werkstatt. Aber das ist für mich okay, denn ich arbeite sehr gerne hier.

Ich finde es schade, dass man als Sonderkind schnell in eine Schublade gesteckt wird. Als bleibe einem nichts anderes übrig, als in einer Werkstatt zu arbeiten. Für manche ist das sicher gut, für mich hat es nicht gepasst. Ich war in der Werkstatt nicht glücklich.

Seitdem ich hier arbeite, freue ich mich sehr. Hier kann ich mich gut mit meinen Kollegen über Themen austauschen, die mich interessieren. Wir unterstützen uns bei technischen Problemen und haben auch privat Kontakt. Hier gibt es genau das, woran ich arbeiten wollte, nämlich PCs.

Am ersten Arbeitsmarkt gefällt mir besonders die Vielfalt der Arbeit und der Umgang mit den Menschen. Ich mag die Kollegen und komme gut mit ihnen klar.

Hier verdiene ich auch viel mehr Geld. Ich überlege jetzt sogar, ob ich bei meinen Eltern ausziehe. Zusammen mit meiner Mutter und dem Integrationsfachdienst habe ich beschlossen, dass ich hier in der Nähe meiner Arbeit eine Wohnung suchen werde. Ich bevorzuge eine Wohnung mit Unterstützung, aber keine WG, damit ich für mich sein kann.

 

Was wünschst du dir für die Gleichstellung von Menschen mit Behinderung?

Für die Gleichstellung von Menschen mit Behinderung wünsche ich mir vor allem mehr barrierefreie Zugänge. Als jemand, der nicht gut laufen kann, weiß ich aus eigener Erfahrung, wie wichtig Aufzüge und Wohnungen ohne Hindernisse sind.

Außerdem finde ich, dass Behinderte nicht unterschätzt werden sollten. In meiner Freizeit gehe ich gerne Schwimmen, Klettern, Fahrradfahren und besuche Boulder-Hallen. Ich mag Bewegung und Action, auch wenn ich Einschränkungen habe.

 


Lennart ist von einer seltenen neurologischen Störung namens Opsoklonus-Myoklonus-Syndrom (OMS) betroffen, auch bekannt als Kinsbourne-Syndrom oder im englischen Sprachraum als Dancing Eyes-Dancing Feet syndrome. Diese Störung tritt hauptsächlich bei Kindern auf, die Neuroblastome oder Medulloblastome haben, und wird wahrscheinlich durch eine paraneoplastische Autoimmunreaktion verursacht. OMS ist äußerst selten und betrifft in Deutschland nur etwa 3-4 Kinder pro Jahr.

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