ka-news 06/21: Visionäres Unternehmen AfB: "Inklusion und Nachhaltigkeit sind bei uns nicht die Ausnahme, sondern Normalität"

Inklusion ist eine wichtige, gesellschaftliche Entwicklung, das europaweit agierende Unternehmen AfB macht daraus ein für alle Seiten lohnendes Geschäftsmodell - eine tolle Sache! Die Firma kann aber nicht nur "social & green", sondern auch modern, digital und innovativ. ka-news.de hat sich mit Unternehmenssprecherin Sina Grimm (auch übers Modell Ettlingen) unterhalten.

AfB-Zentrale in Ettlingen

AfB-Zentrale in Ettlingen. Foto: AfB gGmbH

Barrierefreiheit bei AfB

Barrierefreiheit bei AfB. Foto: AfB gGmbH

AfB-Shop Ettlingen

AfB-Shop Ettlingen. Foto: Thomas Kienzle

Liebe Frau Grimm, auch wegen social & green: Wollt ihr weiter (gesund) wachsen?

Nicht trotz, sondern wegen social & green IT wollen wir weiter wachsen. Unser Ziel ist nicht maximale Wirtschaftlichkeit, sondern ein gesundes Wachstum, das vor allem auf die Schaffung von Arbeitsplätzen für Menschen mit Behinderung abzielt. Bis 2025 wollen wir 700 Arbeitsplätze geschaffen haben, 300 davon für Menschen mit Behinderung.

Dies ist nur dann möglich, wenn Unternehmen, Banken, Versicherungen und Einrichtungen der öffentlichen Hand ihre Verantwortung im IT-Bereich erkennen und ihre Gebraucht-IT nicht verschrotten, sondern aufarbeiten lassen.

Was ist das Geheimnis eurer inklusiven Firma?

AfB bedeutet ja "Arbeit für Behinderte" - wir schauen auf die Stärken unserer Mitarbeitenden. Was können sie? Wofür begeistern sie sich? Das gilt für alle KollegInnen – mit und ohne Behinderung. Inklusion ist bei uns nicht die Ausnahme, sondern Normalität: 45 Prozent unserer europaweit 500 Mitarbeitenden sind schwerbehindert.

Jeder Mitarbeiter und jede Mitarbeiterin besitzt unterschiedliche Eigenschaften und Fähigkeiten, diese gilt es richtig einzusetzen. Wir versuchen in jedem Bereich Menschen mit und ohne Behinderung einzusetzen, ob Verwaltung, Produktion, Akquise oder Versand. Wir wollen das Potenzial unserer KollegInnen sehen und nicht ihre Defizite.

Diese soziale Herangehensweise verknüpfen wir mit Umwelt- und Klimaschutz durch Refurbishing und Recycling. Diese außergewöhnliche Kombination überzeugt sowohl uns KollegInnen als auch IT-Partner und KundInnen.

Auf wen erstreckt sich euer Kundenkreis?

Der Verkauf unserer refurbished IT erfolgt vor allem an PrivatkundInnen (EndkundInnen, Schulen und Non-Profit-Organisationen), ergänzt um kleine Unternehmen und geprüfte Händler. Die hochwertigen Geräte sind bis zu 40 Prozent günstiger als Neuware und haben mindestens zwölf Monate Garantie.

Als Verkaufskanäle nutzen wir 13 eigene Ladengeschäfte, Onlineshops, Amazon, eBay, Stifter-helfen.de und andere Online-Portale. Zudem haben wir (vor der Corona-Pandemie) AfB-Verkaufsevents mit Pop-Up-Stores bei Partnerunternehmen vor Ort organisiert.

Oftmals wird ein Teil der übergebenen IT-Geräte im Namen der AfB-Partnerfirma an Schulen oder Ähnliches gespendet. Wir kooperieren auch mit geprüften Partnern. Stifter-helfen beispielsweise vermittelt AfB-Hardware mit vergünstigten Lizenzen an Non-Profit-Organisationen. Über CSR-Kooperationen mit Jesuit Worldwide Learning, Labdoo oder den Joblingen können wir weltweit einen kleinen Beitrag leisten, indem wir sozial benachteiligten Menschen Zugang zu guter refurbished Hardware bieten.

Als Träger des Gütesiegels von "Trusted Shops" beträgt der Bewertungsdurchschnitt aus über 12.000 Rezensionen 4.82 von 5.00. Dies ist Ausdruck des Vertrauens der KäuferInnen in unser Unternehmen sowie in die Qualität der Prüfung und Aufarbeitung der IT-Geräte.

Was sind eure kurz-/mittel-/langfristigen Ziele?

Langfristig wollen wir 500 Arbeitsplätze für Menschen mit Behinderung schaffen – aktuell sind wir bei etwa 230. Wir sind also auf einem guten Weg. Von einem Vier-Personen-Start-Up sind wir innerhalb von 15 Jahren zu einer europaweit agierenden Firma mit 500 Mitarbeitenden an 20 Standorten in Deutschland, Österreich, Frankreich, Schweiz und der Slowakei herangewachsen.

Zudem haben wir uns bis zum Jahr 2025 das Ziel gesetzt, 200.000 Tonnen CO2, 300.000 Tonnen Rohstoffe und 600.000 MWh Energie einzusparen. Allein im Jahr 2020 konnte AfB durch IT-Remarketing und -Recycling den CO2-Verbrauch von 20.570 Flugreisen von Berlin nach New York und zurück einsparen (konkret: 43.200 CO2-Äquivalente).

Um diese Ziele auf lange Sicht erreichen zu können, müssen wir weitere IT-Partnerschaften knüpfen, über die wir Business-Geräte zur Datenlöschung, Aufarbeitung und Weiterverkauf erhalten.  Damit einher geht natürlich, dass wir unsere Dienstleistungen stetig weiter optimieren und Angebote schaffen, die uns, zusätzlich zur Inklusion, von anderen Refurbishern unterscheiden. Zum Beispiel:

Was ist euer Wertekanon?

Wir bewegen uns immer im Sinne der sozialen und ökologischen Nachhaltigkeit sowie einer professionellen IT-Dienstleistung.

Wir haben ein CARE-Prinzip entwickelt aus vier Kernwerten, an denen wir uns messen:

C: Chancen bieten
A: Anspruchsvoll sein
R: Respekt leben
E: Engagiert handeln

Diese Werte gelten für das Miteinander als Team, als auch für unseren Qualitätsanspruch an unsere Dienstleistung und unsere Produkte.

AfB mehrfach ausgezeichnet

Für unser außergewöhnliches Geschäftsmodell, das ökologische und soziale Nachhaltigkeit gelungen miteinander vereint, wurde AfB unter anderem mit dem Deutschen Nachhaltigkeitspreis 2021, dem Inklusionspreis 2020 und als Europas Sozialunternehmen 2020 ausgezeichnet.

Schließen wir ab mit einem Statement von Paul Cvilak, Gründer und Geschäftsführer von AfB: "Ich bin besonders stolz darauf, ein Unternehmen zu führen, in dem der Mensch und die Umwelt mehr zählen als kurzzeitlicher wirtschaftlicher Gewinn. Ich freue mich über den Erfolg, den wir mit unserem Konzept haben und über die Anerkennung, die wir dafür bekommen. Und ich hoffe, dass sich unser Grundgedanke in der Gesellschaft etabliert." Man kann diese Einstelliung nicht hoch genug (wert)schätzen!

Medienbericht veröffentlicht durch: 

ka-news.de, 09.06.2021, 
Titel: Visionäres Unternehmen AfB: "Inklusion und Nachhaltigkeit sind bei uns nicht die Ausnahme, sondern Normalität"